Prose

Selected

WELTUNTERGANG
“Wir gehen dem Weltuntergang entgegen. S.O.S. Weltuntergang. Never ever let me down. Dann schweben wir im Universum. Schwirr. Wolkenkratzer schwirren durch die Luft. Schuft. Gruft. Just a little tragic.”

WELTUNTERGANG

Düsseldorf, 1985- from the artist’s book “RACING”


Wigwam
Das Wigwam war gross und viele Frauen sassen darum herum. Da stand eine plötzlich auf und nahm unter ihrem Rock genüsslich eine Trompete hervor, dass es schmetterte in tausend Millionen Milchdrüseneiern mit Konfetti und Schlagalmach zur Hintertür hinaus, um vorne hereinkommend auf den Milchkessel zu stossen, der ihr die Eier abwarf, worauf sie minuziös im Becken ertrank. Am anderen Morgen kam die Feuerwehr und floh sofort nach Sibirien, als sie das sah, wo sie vor Kälte auch starb.


Je n’oublie pas
Beauté écoute meffayer les mal pour mes surprises égalités depremimé au conté de ma fusse rester à la maison pour ma chaise interferior stracardu.
Je n’oublie pas la préférance danse dans la litérature effayée au beauté de la préfecture s’il vous plaît négalchance pour se pleuer dans la tête du nonde fédéral au santé de la n’est pas mon almand avec selucité sex est presque normale à bonté ma truce sur la place toute suite bonne bonne aidez moi outre je depleure avec l’eau de vie cinema serieusement ernest.
Paris.
Nous sommes à Grenoble et faison la maison autrement c’est nerveux. Je fais et vais détacher les fnêutres explacés pas du tout le plaisir où un horologe Marcel qu’est-ce que tu fais le amateur. Ce sent les libérations défayés mes mains sont toutés c’est fini.

Je n’oublie pas

Es war eine zuckende Erotik in der Luft
Es ist so. Es war eine zuckende Erotik in der Luft. Sie stand dicht neben mir. Ihre Brüste waren steif darunter versteckt. Ich trug ultramarine Badehosen. Mein Hemd war bis oben zugeknöpft. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich musste raus. Hilfe!
Sie strich über mein Haar, weil sie kurze blonde Haare hatte. Sie war mal da, mal dort. Sie kam immer dicht an mich heran, dann stoppte sie. Ich musste niesen und sie wäre beinahe erschreckt.
Sie sprang vor mir die Treppe hoch. Ich eilte ihr flugs nach. Wir durften uns nicht küssen, weil der Bademeister sagte: “Nein, danke. Nie mehr!” In der Badekabine zog ich mich nackt aus. Mein Schwanz war wie eine rote Rübe. Es kam nichts. Sie kam auch nicht, weil es zu spät war. Ich erkältete mich und starb kurz darauf.

Eine Karte aus New York City
Es muss doch noch weitergehen im Weltall des Blau im heiteren Universum. Bleu, bleux ist der Stier. Den ganzen Tag küss ich dich zwischen den Nabel der Welt und dahinter. Ich muss mal sofort. Hilfe! Ich, oh jemineh, ein Münze. Ich muss sofort, quietsch, oh hilfe, bitte komm schnell. Ich muss rein. Wow, ich komme schnell. Eine Karte aus New York City.


Der Bison
Wichtig für die Existenz der Indianer war der Bison. Bisonfeuerzeuge sind die letzten Überreste dieser lustigen Tiere, deren dickes Fell man so zärtlich streicheln konnte.

Kunst und Mathematik
Ich hab’s! Bin ich jetzt ein Genie?

Das Gefühl
Das Gefühl ist ein schlechter Rechner. Die Rechenmaschine nützt da auch nicht viel.

Miles Davis
Miles Davis ist ein Amerikaner. Er hat eine Trompete wie eine Trompete.

Das Kind in Düsseldorf
Das Kind in Düsseldorf ist still. Das Kind in Düsseldorf ist schon sehr abgewürgt. Es herrschte Grabesstille. Man hörte nur die Autos.

Elitäre Kirchenglocken
Kirchenglocken sind elitär, weil sie in der Nacht, wenn es dunkel ist, so laut schellen.

Centre Central
Das Centre Central steht mitten im Bahnhof und heisst auf Deutsch Bahnhof.

Der Besoffene
Der Besoffene stand jeden Abend auf dem Gehsteig und schrie: “Ich bin alt und sterbe bald”.

Die Zigarette
Ich rauchte genüsslich eine Zigarette. Darauf sprach ich nie mehr ein Wort.

Düsseldorf, 1983


Hümpeli Stümpeli
“Hümpeli Stümpeli frau gümpeli Geben sie mir ein Bettmümpfeli Hilari ich bin eine frau zum bellen ViellEICHT SEHEN WIR UNS NOCH IM BAUCH DER 7 Meere wo die heere weiterkämpfen Bist du schön angezogen an deinen füssen wo der TÜRKIS Blüht Das Seidenkleid Es ist BITTER weil SIE GESETZE hat Dabei ist sie so lemonfresh Wieso die Zärtlichkeit abhanden gekommen SEI fragte Bärlach. HILF. ES GIBT SO VIELE MUSTER AUF DER WELT SIE sind schnell, so dass sie im HÖHLENTEMPI Vorbeirasen. Siehst Du der TV war trotzdem kaputt. Es gibt das TVTelefon bald wo man sich umarmen sieht bei den armen in der III. Welt umgeben vom III. Reich Der NATION wo das heil der Städte blüht Durch Sauerkirschen versüsst mit Assugrin dabei 10 JAHRE verjüngt wiedergeben wenn man die Kabel richtig anschliesst So ist es. Jammerschade Dass wir die Welt verändern wollen innerhalb Des HEXENprozesses der mondänen neuzeit und ihre folgen im gebiet der hypertropie. Sauställe und orgien unter quarantäne abgehalten mit vorsichtigen gasmasken umstreift. Geht nach hause zünde die Kerzen an auf dass die welt erleuchte in ihrem glanz der Zeit. Dankeschön.”

Düsseldorf, 24/12 1982

Hümpeli Stümpeli
QUARK

Flinky Palermo
Flinky Palermo blinkt. Charly Banana frisst nur Bananen. Das Empire State Building wackelt und fällt in sich zusammen. Die strammen Jünglinge sind an der Front verlocht worden. Die Sonne geht unter. Der Vollmond geht auf. Er hat eine Idee. Ich erhalte eine Überdosis Kälte auf dem Schiff. Die Kormorane fliegen davon, als sie mich erblicken. Ich lächle in die Kamera. Ein stets fröhliches und sonniges Wesen wurde uns jäh entrissen. Das hat mich geschlissen. Ich stand früh auf, ass Kefir und liebte die Nüchternheit. Um Mitternacht machte es Krach. Microphones and broken bones. Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Ich bin dynamisch im Anzug. Die Begleitumstände verschwinden anstandslos. Fischstäbchen sind doch keine Alternative. Ich verändere mich. Höre auf. Ich brauche Wärme und Glut. So ist es, nicht wahr. Scheissdreck. Es ist schlimm. Everytime I reach the glory. Es ist so. Ein Teppich ist kein Waschlappen, sondern ein fliegender Teppich. Ich habe so viele Berufe. Brauche ich sieben Leben für mein Lebenswerk? Manchmal muss man baden. Pä, pä, pä… Es ist genug.

ZDF
Jawohl, Herr Obersturmführer! Das Hirschgeweih sitzt am rechten Platz. Der TV läuft und bleibt doch am Ort. Jeder Junge ein Kämpfer. Ich habe ein Bier und blaue Schuhe neben dem Holzsack der Deutschen Bundespost. Es ist nun an der Zeit bei seinem blinden Anrennen. Niederlage um Niederlage. Wann haben Sie das letzte Mal gevögelt? Wach um Gottes willen auf! Wenn jetzt eine Patrouille vorbei käme. Spätestens übermorgen sind die Russen hier. Ein Kuhhorn kommt aus der Wand heraus. Bei Androhung der Todesstrafe. Cornflakes sind gut. Ein Spiegelei liegt 50 cm vom linken blauen Schuh entfernt. Rechterhand vom Postsack erstrecken sich rote Plastikhandschuhe, geschnürt. Bitte Heinerich, lasse uns nicht alleine. Bitte! Das Ereignis des 20. Jahrhunderts. “Ernst”, ruft die Mutter aus der Küche. Panzeralarm! Die Kühe wiehern. Es gibt jeden Tag Krieg. Das ist eine Tatsache. Sie müssen uns helfen. Wir wollen die Pferde einspannen. Der Krieg ist eine gute Gelegenheit, um Frauen zu vergewaltigen. Weiterfahren. Kommt, kommt. Ich bin im Zelt geboren. Weiter, los! Der Schnee liegt knöcheltief. Das kann ich nicht, das weisst du genau. Runter von der Strasse. Wirst du wohl stehen bleiben! Ich muss mich freiwillig melden. Nein, rufe Stufe 2 an. Deutsche Nation. Geheiligtes Europa. Wir wurden umgeleitet. Es wurde geschossen. Meine Hosen sind voller Samen. Das Zelt bewegt sich. Da können wir bleiben. Es ist ruhig. Sabinchen ist auch schon steif geworden. Du lieber Scholli. Die ganze Familie liegt erschossen da und die Kühe blöken. Der Grossvater hat einen Schnauz. Ich habe ganz vergessen- aber es ist Krieg. Wir sind auf der Flucht. Es dauert nicht mehr lange, dann sind sie hier im Revier. Runter vom Wagen! Weg vom Wagen! In den Wald rein! Nehmt die Köpfe runter! Die Frauen weinen. Bitte! Geheiligt werde dein Name. Ich heisse Ernesto. Wir sind viel zu lange an der kalten Luft. Muss das Kind jetzt sterben? Einem See entlang. Es ist möglich. Drei weisse Männer kämpfen an der Front. Trotzdem wird geschossen werden. Der guten Frau ist ein Kind gestorben. Ducken, bis alles vorbei ist. ZDF. Zentrale Deutscher Funk. Schiessen, statt spriessen. Kopfschuss. Sanitäter! Der letzte Kuss. Für Ihr weiterkommen ist gesorgt. Kann ich noch irgendetwas für Sie tun? Dankeschön. Die Dampflokomotive hat Dampf. Die Kriegsgefangenen haben gearbeitet, für zwei und dann wurden sie von den Russen auch noch erschlagen. Nun sehen Sie sich das mal an. Zu rauchen haben sie auch noch. Alles raus aus den Wagons! In Deckung! Ce sont des amis. Nicht mehr einsatzbereit. Es gibt gute Menschen auf der ganzen Welt. Wach auf und nimm’s Gewehr! Das wäre doch genau das richtige. Einen Galgen bauen. 1, 2, 3 erhängen. Bleiben Sie doch hier. Sie weint. Lass mich los. Schliesslich sind wir noch im Krieg. Was hätten Sie an meiner Stelle getan? Der Führer lässt uns nicht im Stich. Ich koche eine Suppe. Gefangenschaft. Frauen kochen Suppen. Fahren. Stehen bleiben. Werfen Sie das Gewehr weg! vielleicht können wir Ihnen helfen. Es wird Ihnen nichts mehr passieren. Flüchtlinge sollen nachhause gehen. Schauen Sie, was für schöne Fische. Dort geht’s Ihnen auch nicht besser. Wenn ich nicht in meinem Herzen wüsste, dass du mich liebst, wäre das Leben ohne Sinn.”

Düsseldorf
Gestern war ich stark. Heute bin ich schwach. Morgen bin ich stark. Ich schreibe täglich vier Seiten. So ist es. Ich zeichne täglich eine Zeichnung. So ist es. Mit dem Mensafrass war ich bisher in Wirklichkeit zufrieden. Es steht darauf “Essen I”, da denke ich an “Dortmund II”. Ich wollte noch ein Bier kaufen, damit ich gleich schlafe. Traurige Männer müssen schlafen, damit müde Männer munter und bunter werden.
Düsseldorf ist ein KZ. Nazis raus! Es kam einer mit ner schwarzen Lederjacke und einem Ordner unter dem Arm. Er dirigierte die Polizisten. Die Hunde bellten in der Altstadt. Ich bin Schriftsteller, Wissenschaftler, Bastard, Koch, Casanova, Maler und vieles mehr, was die Welt zu bieten hat.
Es begann am TV. Die Opfer, die Verdrängung und das Böse. Die Studenten kamen nicht. Sie fluchten über das Essen und die Akademie. Die Studenten wollten nichts lernen, weil sie schon in frühen Jahren gescheiter als die Welt waren. Die Professoren wollten nichts geben, weil sie geizig waren. Ich war sehr hungrig. Der Professor gab mir nur Wasser und Brot, manchmal einen Knochen, faule Birnen oder ein Heftchen.
Ich dachte, mit Männern könne man überhaupt nicht reden. Das sind die grössten Arschlöcher. Heute muss ich frieren. Ich habe einen Holzofen. Der knistert ganz schön, wenn man Holz hat. Frauen sind offen. Sie schminken sich, tragen Röcke und interessieren sich für Kleider und Liebe. Die Männer sind Abschaum. Sie wollen nur Krieg. Es gibt Frauen, die sind wie Männer. Diese Frauen sind die Mitläufer der Männer und auch sehr schlimm und aggressiv.
Ich käme aus der Schweiz, dabei kam ich aus New York, damit ich nicht mehr aus der Schweiz käme. Die Schweiz ist Käse. Ich habe Freunde, gute Luft und sauberes Wasser aufbewahrt.
Zum Glück habe ich einen Walkman und TV. Da kann ich an- und abschalten, und ich bin stets auf dem neusten Stand der Technik. Die Kunstmesse war schrecklich- gut bewacht mit Hunden und Funkgeräten.
Die Polizei ist grün. Sie hat jedoch Pferde- ja, braune Pferde. Deutschland hat eine schwere Vergangenheit. Sie haben den Krieg nicht verdaut. Er ist im Hals stecken geblieben. Die jungen Leute sind voller Repression. Der Professor ist wie eine Maschine. Er möchte nicht plaudern. Frauen tragen Röcke und plaudern kann ich wohl mit ihnen. Ich möchte Leila was schicken und schenken. Sie ist in New York- nicht weit von dort, wo ich gewohnt habe. Sie ist lieb und meine amerikanische Freundin. Ich komme definitiv aus New York.
Ich weiss nicht, was ich ihr schicken soll. Leila ist eine Amerikaaraberin. Sie ist meine Freundin. Ich bin im KZ. Wenn man im KZ ist, besteht die Gefahr, dass einen die Freundinnen vergessen.
Heute habe ich schon die zweite Amerikanerin getroffen, im Supermarket. Sie heisst Julie und hat mir gleich ne Schallplatte von ihrer Gruppe, wo sie herzhaft singt, geschenkt. Ich musste also nichts klauen. Ob ich Weihnachtsgeschenke einkaufen würde? Ich bin doch kein Christ, Jesus Christ. Ich musste Kartoffeln kaufen. Das Schweizerbrot kaufte ich nicht. Das Böse wird gefördert und ich werde zur Militärdiktatur. Die Leute sind in sich verdrängt. Sie sind bestialisch zueinander. Aber ich lasse mich nicht verbrennen.
Ich habe schreckliche Träume. Daran ist die tägliche Vernichtung des Alltags schuld. Der Amokfahrer, der Selbstmörder. Ja, der Selbstmörder. Der Tod vor der Haustür. Vielleicht hab ich hier in Deutschland deshalb so viele Schlüssel, weil man immer abschliessen muss. Ich möcht nen Kuss. Küsse sind wie Mozartkugeln- ein Luxus. Küsse kann ich nicht kaufen und nicht stehlen. Ich bin impotent. Dabei wäre ich ein junges kraftstrotzendes Rösslein mit Igelfrisur. Ich will Kahlschnitt. Im KZ trägt man Kahlschnitt. Das gehört sich. Das gehört sich. Das gehört sich. Ich will kein Überich. Der Vater ist ein Arschloch. Ich habe nur die besten Seiten von ihm übernommen. Alle Väter sind Arschlöcher. Ich will keine Kinder, weil ich ein Wunderkind bin.
Briketts sind nur gut, um die Wärme zu halten. Man braucht Eierkohle. Ich habe ein Geheimnis. Ich sage nicht, was ich bin. Meiner Schwester habe ich einen Marzipanradschläger zum 20. Geburtstag geschickt. Ich will Ihr noch das Paar in der Badewanne schenken. Dem Franco muss ich auch mal was schicken. Ich wurde zwanzig in Venedig. Venedig ist die sterbende Stadt. Ich renne davon. Gute Männer müssen sich warm behalten.

Düsseldorf, 1982


Manhattan
Es war mal ne ganze andere Zeit in New York. Manhattan war von dickem Nebel umgeben. Man sah zahlreiche Schiffe auf dem Hudson und East River. Dunkle Schatten. Manchmal blinkende gelbe Lichter. Die Strassen waren beinahe dunkel. Es gab schon längst keinen Strom mehr. Das Öl für die Notstromaggregate war bald alle. Die Strassen waren voller Pfützen, weil das Meer stieg und stieg. Viele Banden brachten Mord und Totschlag, und so war das Wasser meistens rot gefärbt. Es war schrecklich. Man hörte kaum ein Geräusch. Die Wolkenkratzer, wenn sie zusammenbrachen. Ich hatte noch ein letztes Stück Speck. Mein Kopf war blutüberströmt, weil mir so ein Stinktier das Auge ausgestochen hatte. Ich musste ausharren. Die Kälte war gross, doch ich lebte ja noch.

Habe so einen Leichengeruch im Maul
Mitten im Sturm kann ich kein Haus bauen. Lieber mit Punk beginnen als mit einem Sonntagsspaziergang. Deutschland ist eine Sauce, worin Blumenkohl Kanzler ist. Noch bin ich nicht hinter das Geheimnis der Bilder gekommen. Diese gewissen verschrobenen Kunststudenten, die mir zu geben denken geben, wenn sie nur von Geld reden, sich von Frauen entfernt halten und auf den Geruch von Speck am morgen abfahren. Speck statt Frau. Pampelmuse tschüssi. Heute bin ich ein Rabauke. Kunst, Kampf und Freizeit. Kunst, Kampf und Freunde. Kunst, Kampf und Krieg. Kunst, Kampf und Kunigunde. Jetzt habe wir’s. New York City ist eine Bombe. Ein grosser Künstler ist auch ein grosser Mensch. Ich steck den Schwanz in mich selber. Wir wollen ja die Akademie in Grund und Boden versenken. Nein, ich bin kein Kunstakademiker!

Die Operation
Hilfe, Otto muss unbedingt eine Blutspülung machen. Es kommt in einigen Wochen die Kadaverzeit. Da muss er wohl oder übel gegen böse Insekten getarnt sein. Er muss aufpassen, dass er nicht abgrundtief ins Wasser fällt. Zu spät! Gestern wurde Otto vom Virus befallen. Sogleich telefonierte er, dass sie das Spitalauto vorbei schicken sollten. Es kam mit Hellgrünlicht angepfiffen. Da er ein hoffnungsloser Fall war, war der Fall klar. Sie operierten an seinem Wasserfall. Von dem Tag an konnte er nicht mehr pissen, es war verschissen. Also liess er sich seinen Otto ganz abschneiden. Es tat überhaupt nicht weh, da er schon lange abgefault war und eine violett schimmernde Kappe trug. Otto musste sich übergeben, als er die Schweinerei im Gläschen sah. Es sah aus wie Sah. Die Welt war von diesem Tag an schwarz und trug den Namen “Tschüssi”, weil es bald mit dem Erdenglücke zu Ende war.

Die Operation

N.Y.C.Lower East Side, 4 St. Ave D
Mein Roommate Johnny ass nur Fastfood, arbeitete zwischendurch nie, hatte nie und doch immer Geld und schöne Frauen, konnte gut Auto fahren, hatte schwarzes, Indianer- und Spanierblut. Er erzählte mir, dass Amerika von Gangstern gegründet worden sei, die man in Europa auf’s Floss geschickt hätte. “White men bought New York for 12 dollars and shell necklaces”. Sein Onkel sei auch Gangster gewesen, in L.A. Er wurde natürlich ermordet. Johnny’s Grossvater hatte schon mit fünf Jahren Marihuana gepafft, sein Vater mit zwölf, er mit neun. Seine erste Freundin war 35, er 15. Er konnte auch nie begreifen, wieso die Amis die Japaner umgebracht hätten. Johnny war weiss, sein Bruder braun, ein weiterer Bruder insane. Sein Grossvater war neunzig Jahre alt und besass drei Apartmenthäuser, die ihn am Leben erhielten.
Eine Cousine wurde dick geboren. Die Eltern wollten sie stets vom Kühlschrank fernhalten und dachten sogar daran, ein Schloss zu installieren. Alles nützte nichts. Sie frass und frass. Sie war dick wie ein Fass. Johnny sprach nur noch von seiner Karriere.
Über mir wohnt Ruth, ihr Freund Taj und zwei Katzen. Die Wohnung ist klein und hell. Die Fenster müssen wir vergittern. Die Gangster kommen die Feuerleiter rauf. Das Schloss an der Tür ist stark. Ruth kauert wie eine Maus in der Ecke. Ruth hat eine Eileiterentzündung, den Tripper und die Gelbsucht. Sie ist gelb im Gesicht und lacht. Lacht nicht in der Nacht! Als Frau kannst du nur sagen “Bullshit” und als Mann auch. Hiho tralala. Ruth war in der Emergency. Der Vater von Taj kam auf Besuch. Er trägt stets einen Gun auf sich. Die Woche hindurch arbeitet er hart als Nuklearingenieur. Am Wochenende ist er Hilfspolizist. In der Freizeit verspielt er sein Geld in Atlantic City. Er ist Romantiker. Früher war er ein ausgezeichneter Sänger. Er schiesst ohne Zögern.
Taj ist ein schöner Schwarzer. Er hat eine farbige Jacke und lustige Haare. Taj war revolutionär und kriminell. Sein schwarzer Freund wurde in Deutschland auf offenem Feld von den Neofaschisten gekillt. Ich habe zum Schutz ein Fieldjacket gekauft. Taj hat einen Gun. In Deutschland verdiente er mit Dealen soviel Geld, dass er gerade reich war. Ich weiss, er spielt Klavier. Er trinkt Bier. Er gab mir Ratschläge, wie ich mich auf der Strasse verhalten soll. Was die Leute sagen, sei nicht wichtig, dafür was sie tun.
Ruth ist gut. Gut kenn ich Ruth. Taj ist in der Stadt geboren. Seine Vorfahren waren vielleicht Prinzen in Äthiopien. Seine Mutter war Indianerin. Hamburgerläden gibt’s an jeder Ecke. Taj bezahlte mir eine Pizza. Eine Pizza ist eine Frizza. Alle machen Kunst. Sie sagen “Commercial Artist”. Michel zieht sich an jeder Party aus. Wenn er seine Laune hat, ist er nasty.
Neben mir wohnt eine Puertoricanerfamilie. Das kleinste Kind ist zwei Jahre alt. Die Mutter ist eine Säuferin. Der Vater klein und dick. Er kocht riesige Steaks, sonst tut er nichts. Die älteste Tochter ist hübsch. Sie will Modell werden und ist dreizehn Jahre alt. Der Jüngste: an ihm habe ich die meiste Freude. Einmal brachte er ein lebendes Huhn die Treppe hinauf, das mindestens so gross war wie er. Der letzte Bruder ist frech. Er schob mir mal einen Fisch unter meiner Türe durch, dass es stank fürchterlich.
Eine andere Nachbarsfrau ist dick wie ein Elephant. Sie hat stets Krach mit ihrem Ehemann, weil er immer zu anderen Frauen geht. Rundherum haben sie Ehekrach, Katzen und Hunde. Die Hunde pissen ins Treppenhaus. Eine Prostituierte, Chinesen, ein Transvestit, eine dicke böse Frau mit zwei Kindern, ein ständig besoffener Pfarrer, ein Gangsterboss, ein schwarzer Dealer, ein Franzose und Puertoricanermädchen leben noch im Haus.
Der Gangsterboss heisst Kojak Er hat einen scharfen Hund, ein Stellmesser, eine grosse, silberglänzende Pistole, einen riesigen Stereorecorder mit lautem Bass, man nennt sie “Ghettoboxes” und eine Freundin. Er spricht spanisch und amerikanisch. Als ich eines Nachts um zwei nach Hause kam, stand er mit seiner silberglänzenden Pistole im Treppenaufgang. Ich dachte, mein letztes Stündchen hätte geschlagen. Da machte er sich lustig über die dicken Lippen der Schwarzen. Ich wusste, ich konnte passieren. Mit hochrotem Kopf konnte ich diese Nacht nicht mehr schlafen. Viele holten sich ihr Kokain bei Kojak, das sie sich schon beim Verlassen der Türe in die Nase schnupften. Das Treppenhaus war düster. Die Treppe steil. Blutspuren und Foodresten. Es stank nach Pisse. Über der Eingangstüre hatte es ein Schussloch in der Fensterscheibe.
Ich hatte eine helle und freie Wohnung zum sich drin Wohlfühlen. Mein Bijou war mein Badezimmer mit einem roten, runden Teppich, hellgrünen Duschvorhängen, weissgestrichenen Wänden und einem hellblauen Toilettenpapierhalter mit eingebautem Radio. Es gab mindestens zwölf Radiostationen, die alle ununterbrochen in stereo sendeten. Im TV ist die Grossmutter in eine Verfolgungsjagd verwickelt. Sie flieht auf einer 750-er Maschine. Popkornmaschinen sind kaputt. Popkörner wirbeln durch die Luft im ganzen Zimmer herum. In der Küche hatte ich ein Falle für die vielen Kakerlaken. Darauf stand: “Motel- They go in but they never go out again”.
Vor dem Haus verkaufen Kinder Dope. An der Hausecke hat es einen Fischladen. Das Öl wechseln sie einmal im Jahr. Es riecht toujours nach Fisch. Ein Chinese verkauft frische Früchte, Mushrooms, Kokain, Weed, Heroin, Relaxer und Angel Dust. Wenn sie mit dem Achtzylinder vor der Ampel warten, stinkt es nach Benzin, die Luft wird schwarz und das Haus zittert. Die Häuser gegenüber sehen aus wie ausgebrannte Ruinen aus dem 2. Weltkrieg. Nachts blinken die Lichter der Wolkenkratzer im Hintergrund. Überall liegen Autowracks. Sirenen, Blaulichter und Ambulanzen. Man hört Schüsse, den wilden Sound der Ghettoboxes und das heisere Bellen der Bluthunde der Puertoricaner, von denen sich keiner mehr befreien kann, wenn sie einmal zugebissen haben. Everything is great.

New York City, 1982